Deutscher Karikaturenpreis 2011

Am 6. November 2011, eine Woche eher als sonst, verlieh die Sächsische Zeitung zum mittlerweile 12. Mal den Deutschen Karikaturenpreises im Schauspielhaus der Sächsischen Landeshauptstadt Dresden.

Dem Kabarettisten Bernd Gieseking die Moderation zu übertragen, hat sich in den letzten drei Jahren gut etabliert, und auch diesmal führte er unaufdringlich und unterhaltsam durchs Programm - wobei die diesjährigen Versprecher (Kaufhof statt Karstadt und Kabarett statt Karikatur) nur teilweise intendiert gewesen sein dürften. Die Schachbrettmusterschuhe machten das wett.

Dass auf der Bühne die ganze Zeit ein Opel Kadett stand, hatte mit dem riesigen musikalischen Glückgriff zu tun, den die veranstaltende Agentur Neuwerk dieses Jahr machen konnte: Im Rahmen der Jazztage Dresden führte Christian von Richthofen mit Leo Lazar seine legendäre Percussion-Performance "Auto!Auto!" (siehe hier) am gleichen Abend im Schauspielhaus auf, und einen Vorgeschmack gab es zur Preisverleihung.

Gieseking Richthofen und Lazar

Auf ihren ersten Auftritt folgte die einführende Rede des SZ-Redakteurs und Autors Peter Ufer, der anschließend den Publikumspreis für die beliebteste Karikatur des vergangenen Jahres an Rainer Ehrt verlieh, der sich darüber freute, dass das vom Eulenspiegel abgelehnte Blatt auf diese Weise noch Verwendung fand.
Die Struktur der Veranstaltung, die knapp unter zwei Stunden dauerte, ist ebenfalls im bewährten Muster geblieben, mit einer Ergänzung: Das Duo "Jünger und Schlanker" erhielt gleich zu Beginn den Sonderpreis "Abräumer" (einen schokoladigen Spitzer), weil sie unter den 20 nominierten Arbeiten insgesamt 4mal vertreten waren, aber letztlich nicht unter den Preisträgern. Nicht nur, dass dennoch einen Filmbeitrag über sie produziert wurde (wie auch über den 1. und den Lebenswerkpreisträger), sondern sie nahmen den "Nicht-Preis" mit viel Humor entgegen.

Ufer & Ehrt Jünger und Schlanker

Dann betrat Laudator Tom Pauls in der Rolle eines uniformierten Polizeikommissars erstmalig die Bühne, um die Karikatur des Drittplatzierten Roland Regge-Schulz/Mario Lars als Beweisstück sachlich einzuordnen. Der am Vorabend stattgefundene Karikaturistenstammtisch, das vermutlich größte Treffen der sonst am einsamen Zeichentisch Arbeitenden, fand am Vorabend im Tom-Pauls-Theater in Pirna statt, das am 11.11.11 eröffnet wird.
Anschließend verlieh sein langjähriges Alter Ego Ilse Bähnert zum zweiten Mal bereits den Geflügelten Bleistift in Silber an den österreichischen Cartoonisten und Comiczeichner Nicolas Mahler, der ihn diesmal persönlich entgegen nehmen konnte, aber sichtliche Mühe mit den Dankensworten hatte.

Pauls Schulz Bähnert Mahler

Wie auch beim letztjährigen Siegercartoon bot der Hauptgewinner Pauls Anlass zur klerikalen Verkleidung, wobei es diesmal der Pabst selbst wurde, in dessen Gewand er schlüptfe, um Ioan Cozacu alias Nel für seine Gotteskarikatur "Tag ein, Tag aus" den Goldenen Geflügelten Bleistift zu überreichen, womit mal wieder ein ostdeutscher Zeichner gewinnen konnte, der aus Rumänien stammt und in Erfurt lebt.
Den Preis für das Lebenswerk erhielt der 73jährige, in Berlin lebende und arbeitende Grafiker und Autor F.W. Bernstein, Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule und eine echte Legende der karikaturistischen Kunst.

Pabst Nel Bernstein Katalog

Die Karikaturen der Gewinner gibt es auf der Webseite des Karikaturenpreises zu sehen, und wie jedes Jahr erscheint ein opulenter Katalog mit einer Auswahl der besten Arbeiten. Am Ende waren alle Beteiligten noch einmal gemeinsam auf der Bühne, bevor es zu Ausstellungseröffnung und Mittagsbuffet ins Haus der Presse ging. Dank an die SZ und die Agentur Neuwerk für eine weitere gelungene Auflage dieser noch hoffentlich langlebigen Veranstaltung!

Schwalme