Deutscher Karikaturenpreis 2013

Es sind fast anderthalb Dekaden, die dieser Preis jetzt auf dem Rücken hat, und man kann nur staunen, wie schnell die Zeit verging und wie sehr die Tradition mittlerweile gewachsen ist und sowohl vom sächsischen Publikum als auch von der aktuellen deutschsprachigen Karikaturistenszene umarmt wird. (Außerdem wird es Zeit, dass dieser jährliche Bericht mal mit qualitativ besseren Fotos illustriert wird.)

Die Preisverleihung des 14. Deutschen Karikaturenpreises fand traditionell wieder im Dresdner Schauspielhaus statt und wurde von der Sächsischen Zeitung, dem Wettbewerbsveranstalter, ausgerichtet. Ohne mich wiederholen zu wollen - das Konzept hat sich so bewährt, dass es auch in diesem Jahr keine nennenswerten Veränderungen brauchte.

Zum mittlerweile sechsten Mal moderierte der ostwestfälische Kabarettist Bernd Gieseking die Veranstaltung, und auch wenn er sich etwas zu sehr an der kürzlichen Bambi-Verleihung langhangelte, erledigte er den Job des verbalen Steigbügelhalters für Künstler und Laudatoren wie in den vergangenen Jahren souverän und unaufdringlich.

Wie jedes Jahr hielt der SZ-Redakteurs und Autors Dr. Peter Ufer einen launigen Einführungsvortrag mit einer persönlichen Auswahl an Karikaturen, anschließend durfte er den Publikumspreis für die beliebteste Karikatur des vergangenen Jahres, gewählt von den Besuchern der Ausstellung, an Denis Metz verleihen. Metz war zuvor mit einem der hervorragenden Video-Porträts dem Publikum bekannter gemacht worden.

Gieseking Ufer Metz

Die musikalische Umrahmung wurde erneut in Kooperation mit den an diesem Tag zu Ende gehenden Dredner Jazztagen gestaltet. Festivalchef Kilian Foster und seine Klazz Brothers begleiteten die furiose griechische Pianistin und Sängerin Maria Markesini, die zunächst Kurt Weills Lost in the Stars solo interpretierte. Es folgte die Laudatio für den dritten Platz, den Geflügelten Bleistift in Bronze. Er ging überraschenderweise an die in Frankreich lebende Dorthe Landschulz, die vor gerührter Aufregung kaum die Fassung wahren konnte. Laudator war wie jedes Jahr Tom Pauls, diesmal in der Rolle eines Kleinbauern.

Maria Markesini Bauer Pauls Landschulz

Anschließend kam mit den Beatboxmusiker Lukas Fröhlich ein Experte am Werk, der zwar das Publikum in seine Darbietung einbezog, aber dennoch nicht das Aufmerksamkeitsniveau seiner Vorgänger halten konnte. Daran schloss sich ein Novum an: Das am gleichen Wochenende stattfindende Medienfestival hatte seine Besucher aus einer Shortlist von 20 Karikaturen einen Preisträger küren lassen, und der Gewinner des eigens für den Preis angefertigten Scribblemonsters von wurde George Riemann für seine Karikatur Devolution. Danach betrat unter großem Jubel der Anwesenden die Rentnerin Ilse Bähnert die Bühne, um ihrem verstorbenen Gatten sowie dem Gewinner des zweiten Preises zu huldigen.

Fröhlich Riemann Bähnert

Dieser, der Karikaturist Volker Kischkel alias MOCK, holte sich mit ein paar kurzen Worten seinen Silbernen Bleistift ab, bevor nach einer weiteren musikalischen Einlage Tom Pauls als Psychiater seinen dritten Auftritt hatte und genüsslich die Zeichnungen von BECK sezierte. Dem Sieger wiederum war es sichtlich unangenehm, bereits zum vierten Mal nach 2001, 2003 und 2007 geehrt zu werden, noch dazu zum dritten Mal als Sieger, weshalb er auch mehr Worte für seine Kollegen übrig hatte.

Mock Pauls Beck

Einen Preis für das Lebenswerk gab es dieses Jahr nicht, dafür aber wie immer das große Finale, bei dem alle anwesenden Karikturisten die Bühne stürmen durften und Blumen überreicht bekamen. Neu war dieses Jahr die Nachstellung der Siegerkarikatur mit Livepublikum sowie, passend dazu, die kostenlose Verteilung von eigens verpackter Lindt-Schokolade. Diese Idee darf durchaus Schule machen, lieber Veranstalter!

Katalog Finale

Die Karikaturen der Gewinner und Teilnehmer sowie weitere Fotos von der Verleihung gibt es auf der Webseite des Karikaturenpreises zu sehen, und wie jedes Jahr erscheint ein opulenter Katalog mit einer Auswahl der besten Arbeiten. Herzlichen Dank an die SZ und DeutschlandradioKultur und die Agentur Oberüber/Karger, die Anfang 2012 mit neuwerk fusionierte und seitdem auch für die SZ arbeitet, für eine weitere gelungene Auflage dieser noch hoffentlich langlebigen Veranstaltung!