Comic-Importe in die DDR

Jean Effel

Jean Effel Der französische Autor und Zeichner Jean Effel, der eigentlich eigentlich Francois Lejeune hieß, setzte sich unter seinem aus den Initialen gebildeten Künstlernamen mit unzähligen, in viele Sprachen übersetzten und vielen Auflagen und Versionen erschienenen Cartoons über die Erschaffung der Welt ein Denkmal.

Geboren 1908 in Paris als Sohn eines Kurzwarenfabrikanten und einer Deutschlehrerin, studierte er Kunst, Musik und Philosophie und hielt sich zweitweise in England auf. Statt in die Fußstapfen des Vaters zu treten, entschied er sich für eine künstlerische Laufbahn und konnte nach erfolglosen Versuchen als Theaterautor und Maler seine Illustrationen erfolgreich an französische Zeitschriften verkaufen.

Jean Effels Gott Neben einer 1935 erschienenen Sammlung antifaschistischer Karikaturen und einem 1944 veröffentlichten Kinderbuch machte er sich einen Namen durch eine 1945 begonnene Sammlung von mehreren hundert thematisch zusammenhängenden Karikaturen und Comic Strips unter dem Titel Die Erschaffung der Welt (Jetzt bestellen!), in der er augenzwinkernd und detailreich die Mühen und Tücken schildert, denen Gott sich gegenüber sah, als er sich an sein großes Werk machte. Ein Teil daraus, Die Erschaffung des Mannes, erschien unter dem Titel Väterliche Schule in Fortsetzungen 1955 in der NBI.

Unter Comicgesichtspunkten ähnlich interessant dürften drei von Effel gezeichnete Comic Strip-Serien sein. Von Der kleine Engel erschienen 1954 achtzehn Folgen in der NBI, ein Jahr später erschien im Aufbau-Verlag ein Sammelband. Das 1979 erstmalig vom Eulenspiegelverlag in der DDR verlegte Dicke Effel-Buch enthält in seinen 470 Seiten 22 Folgen der Serie Der Musikant mit den Handschuhen und zwanzig Folgen Evelinchens Abenteuer. In diesem Buch befinden sich neben einer Fülle von Beispielen für Effels feinsinnigen Humor und seine klare Linie die 1953 entstandene Karikaturenserie Tiere sind auch Menschen, ein Interview und ein toller, das Frankreich aus den Augen Effels darstellender Schutzumschlag.

Jean Effels Schlafende
Der Künstler genoß im sozialistischen Ausland, also auch in der DDR, ebenso hohes kulturpolitisches Ansehen wie in seinem Heimatland, wurde entsprechend häufig verlegt, mit Preisen überhäuft und mit Presseartikeln bedacht, wie 1971 in einem ausführlichen Artikel in der NBI. Dort klärte ihn ein Leser über die anatomische Unmöglichkeit seiner Schlafenden auf, die er ironisch beantwortete: Sie ermöglichen es mir, dem bisher namenlosen Werk einen Titel zu geben, einen echten und unbestreitbaren: "Die rechtfüßig Schlafende".
Effel starb 1982 in Paris.


<-- Zbigniew Lengren -------------------- Fundstücke aus Frankreich -->