Deutscher Karikaturenpreis 2008
Und was sich letztes Jahr schon deutlich zeigte, hat sich dieses Jahr erneut bestätigt: Der Verbleib in Dresden und die Organisation durch die SZ-Inhouse-Agentur Neuwerk, die nun auf fast ein Jahrzehnt Erfahrungen mit der Ausrichtung des größten Karikaturistentreffens im deutschsprachigen Raum zurückblicken kann, sorgte für eine höchst niveauvolle und trotz ihrer fast zwei Stunden Länge ausgesprochen kurzweiligen Veranstaltung.
Zum zweiten Mal nach dem deplazierten Wigald Boning vor zwei Jahren ließ man mit dem Dortmunder Kabarettisten Bernd Gieseking einen Conferencier durchs Programm führen - diesmal eine gute Entscheidung, sowohl inhaltlich, weil es nun eine Art roten Faden durch die Show gab, als auch personell, denn er verstand es, seine eigenen satirischen Bonmots einzustreuen, ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen - den Job des Moderators perfekt verstanden.
Wie im vergangenen Jahr hielt der stets etwas geschafft wirkende SZ-Redakteur Dr. Peter Ufer den einleitenden Vortrag, in dem er persönlich handverlesene Wettbewerbsbeiträge ironisch kommentierte. Für das Publikum ist dies in der Regel die erste Begegnung mit einer größeren Anzahl der eingereichten Arbeiten, und dies sorgt stets für Amüsement und eine erwartungsvoll-heitere Stimmung.
Sichtlich Spaß machte es Gieseking dann, den neu geschaffenen Preis für die schnellste Einsendung an den norddeutschen Karikaturisten Harm Bengen zu verleihen, dem dazu noch die Ehre eines eingespielten Filmbeitrages zuteil wurde. Ich finde die Würdigung insofern beachtenswert, weil vielleicht noch ein anderer, nicht so offensichtlicher Grund dahinter steckte: Im Vergleich zu seinen Kollegen arbeitet Bengen seit Jahrzehnten auf hohem satirischen Niveau, seine Blätter sind gleichermaßen subversiv wie treffsicher - und er ging dennoch in 9 Wettbewerben leer aus.
Auch in diesem Jahr konnten die Veranstalter den strategischen Vorteil der gleichzeitig zu Ende gehenden Jazztage Dresden nutzen, um hochkarätige musikalische Umrahmung zu besorgen: Das Quartett Quadro Nuevo begeisterte zunächst mit schwerelosen südländischen Klängen, bevor es zum Abschluss mit einer Adaption von "Maria durch ein Dornwald ging" auf Weihnachten, seine aktuelle CD und das vier Stunden später am gleichen Ort stattfindende Konzert hinwies.
Der ebenfalls jedes Mal eigebaute Comedy-Act stammte diesmal vom Berliner Trio MimeCrime, das hervorragende Pantomimenszenen aus seinem Olympia-Programm spielte und das Haus in schallendes Gelächter stürzte.
Damit ist alles berichtet. Fazit: Diese Preisverleihung läuft inzwischen in jeder Facette auf so hohem Niveau, dass man nur hoffen kann, dass nicht wieder ein Abwerbungsversuch kommt, sondern sie im nächsten Jahr das erste runde Jubiläum am Ort des Entstehens feiern kann.
Den Katalog zum Wettbewerb mit einer Auswahl aus den 330 Arbeiten der 90 Teilnehmer gibt es bei der edition Sächsische Zeitung.