Berliner Mosaik Connection

Die Digedags im MOSAIK

Dig, Dag und Digedag erblickten das Licht der Welt im Dezember 1955 in einem 32seitigen Heft des Autors und Zeichners Johannes "Hannes Hegen" Hegenbarth, der bis dahin hauptsächlich als Karikaturist und Illustrator in Erscheinung getreten war. Der Verlag Neues Leben wollte der Dominanz amerikanischer Schund- und Schmutzhefte eine sozialistische Alternative entgegen setzen. Zwar sollte das Heft tatsächlich eine sehr populäre "Bückware" werden, aber Hegen setzte sich während seiner zwanzigjährigen Arbeit daran meist erfolgreich gegen politische Vereinnahmungsversuche seiner Herausgeber zur Wehr. Mehr noch: Sowohl das Mosaik als Zeitschrift als auch die Digedags selbst überdauerten das Ende des Systems, in dem sie ursprünglich hervorgebracht wurden.

Anfänglich hatte sich Hegen wohl noch nicht inhaltlich festlegen wollen, weshalb sich Geschichten mit den Digedags mit "Funny Animals" abwechselten, allerdings nur zweimal, bevor Mosaik und Digedags für zwei Jahrzehnte Synonyme werden sollten. Die Story der drei Kobolde begann im Orient, von wo es sie über eine Südseeinsel und mit einem eigenen Zirkus ins alte Rom verschlagen sollte. Nach den ersten beiden Erscheinungsjahren gerieten Dig und Dag mitten aus der Geschichte per Entführung ins Weltall. Die Weltraumabenteuer der beiden folgenden Jahre waren einerseits ideologisch am stärksten vom kalten Krieg zwischen zwei gesellschaftlich konträren Systemen geprägt, gehören andererseits aber hinsichtlich Einfallsreichtum und Spannung meiner Ansicht nach zu Hegens besten Arbeiten, der inzwischen natürlich nicht mehr allein, sondern mit einem "Kollektiv" von Autoren und Zeichnern monatlich einmal das Mosaik produzierte.

Die Weltraumabenteuer mündeten schließlich in eine mehrjährige Erkundungsreise durchs All, mit Zwischenstopps auf Planeten, an denen die Geschichte der Erdentstehung nachvollzogen wurde. Parallel dazu erzählten Dig und Dag ihre Erlebnisse mit berühmten Erfindern und Erfindungen. Damit hatte Hegen jegliche zeitliche Logik fallen lassen, da die Digedags Erlebnisse schildern, die chronologisch weit nach ihrer Entführung liegen würden. Ein Problem für Puristen, aber den Geschichten tat es keinen Abbruch.

Das erzählerische Mäandern hatte mit Heft 90 im Mai 1964 ein Ende. Da begegnete der Leser Dig und Dag inmitten ihres längsten Abenteuers mit dem etwas einfältigen Ritter Runkel von Rübenstein. In der ersten Hälfte der 62teiligen Runkel-Serie fuhr das Mosaik-Team noch einmal alle dramaturgischen und zeichnerischen Register auf und entwickelten einen Klassiker ostdeutscher Trivialliteratur: Der "Rittersmann von Schrot und Korn" dürfte den Bekanntheitsgrad prominenter Medienstars erreicht haben. Im Verlauf der Geschichte treffen Dig und Dag auch ihren dritten Mann Digedag wieder.

Ein halbes Jahrzehnt später, im Juli 1969, beginnt mit der Amerika-Serie ein weiterer langer Erzählzyklus, der die Digedags in die Endzeit der Eroberung des nordamerikanischen Kontinents führen soll. Besonders die einfallsreich gestalteten und sehr konsistent charakterisierten Nebenfiguren sowie die spannende Handlung sichern Lesevergnügen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Mosaik bereits Kultstatus erreicht, war jedoch wegen der planwirtschaftlichen Veröffentlichungspolitik nur eingeschränkt im öffentlichen Handel beziehbar. Mit einem guten Draht zur Frau am Zeitungskiosk oder einem ererbten Abonnement war man auf der sicheren Seite. Für alle anderen war Mosaik eine beliebte Tauschwährung auf dem Comicmarkt (10 Stück gegen 1 Fix & Foxi).

Das Ende kam mit dem zwölf Hefte währenden Orient-Zyklus, an dessen Ende die Digedags in eine Fata Morgana reiten und Hegen die Arbeit einstellte, weil der Verlag seinen Bedingungen nicht mehr nachkommen wollte.

Natürlich war dies nur ein Schnelldurchlauf einer langen und ausführlich in der Sekundärliteratur und auf Fanseiten im Internet dokumentierten Comic-Geschichte, die deshalb hier auch nicht noch einmal ausgebreitet werden soll, folgt den Links für mehr.

Heutzutage brauch jemand, der die Digedags nicht kennt, aber gern kennen lernen möchte, nur noch in die Buchhandlung zu spazieren. Dort ist alles, was es in der alten Mosaikserie gab, als Nachdruck erhältlich. Online-Bestellungen sind beim heutigen Herausgeber, dem Buchverlag Junge Welt möglich, oder ihr tut mir einen Gefallen und bestellt gleich direkt aus der folgenden Liste bei Amazon.de.