Interview mit Thomas Schmitt
Nach der Wende
Schmitt: Nein, das war alles.
Ihr hattet dem Eulenspiegel-Verlag also die Weiterverwertung der Matufflis angeboten. Wie war die Betreuung seitens des Verlages? Ihr habt ja viel verändert im Gegensatz zu den Originalen.
Schmitt: Ein Argument war: Wenn wir jetzt eine Buchreihe herausbringen, müssen die Folgen die gleiche Länge haben. Und wenn man von vornherein eine Serie plant, hat man ja schon im Kopf, was beim nächsten Mal passiert. Und man kann ein paar Sachen verbessern.
Im ersten Band wird das besonders deutlich, der ist ja komplett neu gezeichnet. Im zweiten habt Ihr euch ziemlich stark an die Originalbilder gehalten. Aber neu gemalt ist es ja doch alles?
Schmitt: Ja. Das lag unter anderem daran, dass die erste Serie sehr viel länger war, die musste für das Buch ein bisschen gestrafft werden.
Sie hatte im Original ja auch im Gegensatz zu den späteren Serien Querformat. Welche Größe haben die Originale?
Schmitt: Bei der ersten Serie verwendeten wir ein Blatt Aquarell-Karton pro Bild, das ist etwas größer als DIN A4 Seiten, bei der zweiten Serie pro Folge zwei DIN A4-Seiten, und bei den Büchern DIN A3 pro Buch-Seite. Für die anderen Serien haben wir DIN A3 benutzt.
War der Nachdruck nach der Wende finanziell lohnenswert?
Schmitt: Unter den gegebenen Umständen nicht. Abgesehen davon, dass der Verlag gesagt hat, das ginge so nicht, fanden wir auch, dass es sich nicht lohnt. Mein Bruder hat jetzt einen eigenen Verlag gegründet, und wir haben bereits überlegt, die Serie im Eigenverlag rauszubringen, aber man muss ja sie ja trotzdem verkaufen, sonst hat man zwar seinen Spaß gehabt, aber nicht die Miete rein. Wir hätten gern weiter gemacht, aber...
Das ist wahrscheinlich in Buchform schwierig. Man kommt nicht so richtig auf den Comicmarkt, und im Buchhandel ist der Comic auch nur Stiefkind.
Schmitt: Es war außerdem zu teuer. 14,80 ist ganz schön heftig für so ein kleines Buch. [Eulenspiegel] wollten es etwas besser machen, wollte nicht auf den Billig-Comic-Markt, aber das war schwierig. Ich war selbst mal mit auf so einem Buchbasar, da kamen die Leute, "ach das gibt es noch, man is det schön", haben den Preis gesehen, haben es wieder hingelegt und sind weitergegangen. Das war etwa 1992/93, da haben die Leute noch weniger Geld gehabt und mehr drauf geachtet.
Das heißt also, Ideen für weitere Matuffli-Projekte gibt es noch?
Schmitt: Ja, klar, wir würden sofort loslegen. Es war schade damals, an so einem Buch arbeitet man ein Vierteljahr, und dann... Wir haben damals einen Vorschuss vom Verlag bekommen, der durch die Einnahmen nicht einmal gedeckt werden konnte. Die wollten die Bücher dann verramschen, da haben wir die Restbestände aufgekauft. Wir haben zwei Comics gezeichnet für eine Berliner Medienfirma, die Großauftritte organisieren, fürs Fernsehen, Messen und so. Das sind viele ehemalige Rock-Techniker, Roadies und so (deswegen kennen wir die auch), die sich überlegt haben, als Werbung ein Comic zu machen, und einer meinte, "hier, der Schmitt, der kann det." Die sind ganz hübsch geworden, aber eben über deren Thema.
Also arbeitet Ihr doch noch ein bisschen im Comic...
Schmitt: Ja, und das wird dann auch ordentlich bezahlt.
Was macht ihr heute beruflich?
Schmitt: Mein Bruder arbeitet als freischaffender Grafiker/Designer, und hat ganz gut zu tun, hauptsächlich Aufträge für Werbung, Prospekt und solche Sachen. Und immer wenn es um etwas mit Karikatur geht, holt er mich dazu, wie zum Beispiel für einen Verlag, bei dem Leute eigene Bücher herausbringen können. Die wollen ab und zu ein Titelbild oder Illustrationen haben. Wir haben sie ein bisschen auf diese Karikaturenschiene gebracht, aber sie sind damit sehr zufrieden. Ich selbst bin mit MTS ganz gut unterwegs, das hat sich nach der kurzen Pause nach der Wende seit etwa 1993 Stückchen für Stückchen weiterentwickelt.