Interview mit Reiner Schwalme
Rolf und Robert
Schwalme: Der Chefredakteur. Der hat uns zusammengebracht, den [Gerhard] Unterstein und mich. Wir haben uns gut verstanden, sind aber darüber nicht enge Freunde geworden. Wir haben keinen sehr engen Kontakt bei der Zusammenarbeit gepflegt, denn schließlich war es dann doch auch wieder Routine. Ich bekam von der Redaktion Untersteins Texte, die ich auch nicht immer sehr ernst nahm, was dem Chefredakteur auch recht war. Ich habe sehr häufig Texte ergänzt oder verändert, aber im Grunde ist es schon das Ideenmaterial von uns beiden.
Worauf haben Sie verändernd Einfluss genommen?
Schwalme: Manchmal auf die Sprache. Ich habe zwei Söhne, die damals in dem Alter waren, und versuchte, die Sprache der jungen Leute mit reinzubringen. Dann ich habe versucht, einen bestimmten ursprünglichen Witz einfließen zu lassen., was mir manchmal auch gelang. Inzwischen war ich Karikaturist, und versuchte häufig, auch mal 'nen kleinen Gag unterzubringen, über den sich vielleicht dann doch mancher geärgert hat. Ich lebte damals selbst im Prenzlauer Berg, und konnte viele Dinge aus meiner Gegend zeichnen.
Das heißt, Sie bekamen die Texte, und die komplette gestalterische Umsetzung kam dann von Ihnen?
Schwalme: Ja.
In vielen Comics ist es üblich, dass die Autoren auch szenarische Anweisungen geben, wie "in dem Bild soll das und das zu sehen sein". Das war hier also nicht so?
Schwalme: Nein, die Umsetzung lag komplett bei mir, und wurde auch nicht korrigiert. Es gibt nicht einen einzigen Fall, in dem die Redaktion gesagt hätte, "hier, hör mal, das geht nicht oder das musst du anders machen."
Also gab es keine zensurartige Einflussnahme bei Rolf und Robert?
Schwalme: Gar keine, nein.
Haben Sie Leserbriefe oder andere Publikumsresonanz zu Rolf und Robert bekommen?
Schwalme: Nicht üppig. Aber das kann auch daran gelegen haben, dass die Redaktion mich nicht jedesmal informiert hat.
Waren von Anfang an mehrere Staffeln von Rolf und Robert geplant?
Schwalme: Nein, das hat sich so ergeben. Nachdem wir angefangen hatten, gab es doch eine gewisse Resonanz. Vor allen Dingen merkten wir, dass uns der Zentralrat [der FDJ] und die Leute, die für die Trommel zuständig waren, gewähren ließen beziehungsweise sich nicht groß geäußert haben. Darüber könnte Ihnen der ehemalige Trommel-Chefredakteur Axel Hempel sehr viel mehr sagen.
Und waren nach den sechs Staffeln noch mehr geplant?
Schwalme: Wenn die DDR weitergegangen wäre, hätten wir uns sicherlich noch allerlei einfallen lassen. Die Zeiten wurden ja immer spannender, auf der einen Seite war immer mehr los und auf der anderen Seite gab es immer mehr Schweigen. Ich glaube, es hätte uns schon gekitzelt. Aber das ist natürlich hypothetisch.
Haben Sie die Originale ihrer Rolf-und-Robert-Arbeiten noch?
Schwalme: Nein, leider nicht. Die Originalzeichnungen sind von mir in schwarz-weiß angefertigt worden. Davon wurden Blaudrucke angefertigt, und die habe ich dann ebenfalls selbst koloriert. Es existieren also keine Originale, die so aussehen wie der veröffentlichte Abdruck.
Sie haben also damals die Abdruckrechte verkauft, haben die Originale hingeschickt, und es kam nie etwas zurück? Soviel ich weiß, war urheberrechtlich geregelt, dass die Originale bei den Autoren zu verbleiben haben.
Schwalme: In der Regel habe ich meine Originale auch zurückbekommen. Über die Hektik der Wende, die Auflösung der Redaktionen und so ist halt viel verloren gegangen. Nun lag mir an diesen Sachen auch nicht gar soviel, weil das eben keine farbigen Originale waren.
Waren Sie mit dem Abdruck in der Trommel zufrieden?
Schwalme: Ach, wenn sie sich das ansehen... Natürlich konnte man damit nicht zufrieden sein. Aber es war [eben nur] ein Zeitungsabdruck. Im Gegensatz zu heute ist es natürlich lächerlich, wenn man zum Beispiel sieht, wie die Passer daneben gehen [zeigt auf eine Kopie]. Ich habe mir darüber damals auch nicht so viele Gedanken gemacht.
Waren die Sachen in der Trommel gut bezahlt, das heißt, konnte man zufrieden sein für die Verhältnisse damals?
Schwalme: Ich hab damals gutes Geld verdient. Eine Vergütungssumme kann ich Ihnen nicht nennen. Nicht, weil ich über Geld nicht sprechen möchte, sondern weil ich es so genau nicht mehr weiß.
Natürlich dachte man damals auch nicht so kaufmännisch wie heute. Wenn ich heute so etwas machen würde, würde ich noch weitergehend denken, dass zum Beispiel irgendwann jemand auf die Idee kommen könnte, einen Film daraus zu machen oder so. Man würde die Nutzungsrechte sicherlich etwas fester binden. Aber damals war das nicht in meinem Interesse.
Gab es damals Pläne für eine Sammlung der Geschichten in Buchform?
Schwalme: Nein, so beliebt war es nun auch wieder nicht. Und Sie wissen, welch ein schwerer Weg es damals war, ehe ein Buch zustande kam. Wie viel Jahrzehnte hat es gedauert, bis die Karl-May-Bücher wieder aufgelegt werden konnte, weil man eben lange hin und her überlegte. Vielleicht wäre das eines Tages mal passiert, wenn die DDR weiter bestanden hätte. Aber in dem Fall hätte ich sowieso alles neu gezeichnet. Ich arbeitete viel für den Verlag Neues Leben, illustrierte Abenteuerliteratur, also Bücher, das hat mir großen Spaß gemacht. Auch den leider verstorbenen [Verlagsleiter] Rudi Chowanetz kannte ich recht gut. Ich weiß, dass es ihm zu verdanken war, dass Karl May neu aufgelegt wurde. Das war schon eine mutige Leistung.